in den vergangenen Wochen las ich mehrfach, dass ich demnächst von KI ersetzt werde – KI könne dieselben Fragen stellen wie ein Coach, die Reaktionen der Coachees seien prognostizierbar und gedanklich kämen diese ebenso voran, wie wenn ein menschlicherCoach vor Ihnen säße. Ein Handelsblatt Journalist schrieb sogar sein Selbstversuch mit einem eigens programmierten KI-Coach sei so überzeugend gewesen, dass er nun regelmäßig Sitzungen mit demselben abhalten, da diese ihn maßgeblich produktiver gemacht hätten.
Ich spüre in mich hinein, finde das beeindruckend. Aber nicht beängstigend. Kognitive menschliche Prozesse sind bereits auf faszinierende Weise abbildbar durch KI und die Maschinen lernen schnell. Auch emotionale Reaktionen sind möglicherweise teilweise bereits prognostizierbar und durch die Maschine abbildbar. Und ich kann mir gut vorstellen und bin neugierig darauf, für gewisse vor- und nachgelagerte Prozesse im Coaching und in der Advisory, KI gewinnbringend einzusetzen.
Aus der Psychologie wissen wir allerdings, dass echte innere Entwicklung und emotionale Erfahrungen, die bisherige Verhaltensmuster überschreiben und erneuern, ein echtes Gegenüber brauchen. Eines, das nicht aus programmierten Empathie-Routinen besteht, sondern authentisch und an echten menschlichen Entwicklungen interessiert, in die Gestaltung neuer Erfahrungen und Routinen geht. Weil das Gegenüber Emotionen, Erfahrungen und eben das Menschsein teilt und das Leben nicht linear lebt und erklärt.
Und da sprechen wir noch nicht von der Begleitung von Teams, Gruppen und Organisationen in Ihren Entwicklungen – wo die ganze Vielfalt menschlicher Erfahrungen und Perspektiven aufeinander trifft und eine ganz besondere Dynamik entwickelt – die weder für den Coach noch für die Maschine vorhersehbar ist und deshalb zwar einerseits Methoden- und Prozesskompetenz, aber eben auch überraschende Interventionen, innere und äußere Flexibilität und vor allem Zugewandtheit erfordert, die zwar von einer Maschine auch vorgespielt werden kann, für den Menschen aber dann nicht wertvoll und damit nicht verwertbar ist. Menschen brauchen eben Menschen. Insbesondere in diesen herausfordernden Zeiten.
In diesem Sinne reisen wir auch dieses Jahr wieder an die Croisette nach Cannes, um uns innerhalb der Immobilien-Branche persönlich und von Angesicht zu Angesicht auszutauschen. Das ist trotz Krise oder gerade aufgrund der gegenwärtig herausfordernden Marktbedingungen eine wichtige Voraussetzung für Entwicklungen. Denn gerade die zufälligen Begegnungen, die aufgeschnappten Wortfetzen der Nebenunterhaltung, die gegenseitige Vorstellung, die Vertiefung von Beziehungen und die Neu-Vernetzung sind nicht vorhersehbar und sind deshalb die glücklichen Zufallsergebnisse, die nur ein menschliches Miteinander schaffen kann. In der englischen Sprache gibt es dafür einen Begriff – „Serendipity“. Ich finde, der klingt ein bisschen so, wie sich das geschäftliche Miteinander an der Cote d’Azur anfühlt – nach Anschlussfähigkeit, Offenheit, Neugier und Freude an der Erfahrung. Wir wünschen Ihnen also eine glückliche und erfolgreiche Reise und Messe. Und wir freuen uns auf viele geplante und zufällige Begegnungen mit Ihnen!
Ihre Julia & Ingo Weiß
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